„Schreiben ist Nahrung für die Seele“ – so lautet das Motto von Daniela Esch. Sie ist Autorin, Schreibberaterin und Dozentin für kreatives, literarisches und therapeutisches Schreiben und entsprechend vielfältig ist auch ihr eigenes Schreiben: Kreativ-literarisch schreibt sie, wenn sie Kurzgeschichten, Romane und Lyrik zu Papier bringt. Achtsam-therapeutisch, wenn sie ihr Tagebuch oder Journal zur Hand nimmt. Und werblich wird es, wenn sie Texte in ihrem Hauptberuf als Seminar- und Veranstaltungsmanagerin verfasst.
Im Interview berichtet Daniela, wie sich ihr Schreiben im Laufe der Jahre gewandelt hat, wie es ihr in schwierigen Situationen hilft und was sie gegen Schreibhemmungen tut. Außerdem verrät sie ihren „Impuls-Dreier“, wenn es mit dem Journaling mal schnell gehen soll. Das Besondere daran: „Mit wenigen Antwortsätzen bringen diese Fragen mich in kurzer Zeit unglaublich weit.“
Mehr zu Daniela Esch erfährst du auf ihrer Webseite sowie auf Instagram, Facebook und YouTube. Die bereits veröffentlichten Interviews aus der Reihe „7 Fragen zum Schreiben“ findest du hier.
Liebe Daniela, seit wann schreibst du Tagebuch?
Seit der dritten Klasse etwa, also seit knapp 30 Jahren. Ich schreibe mal mehr, mal weniger regelmäßig Tagebuch und – je nach aktueller Situation – auf ganz verschiedene Art und Weise. Das Schreiben ist bei mir stetig im Wandel, entwickelt sich laufend weiter. Genauso wie wir alle uns als Persönlichkeiten immer weiterentwickeln. Früher wie heute schreibe ich „klassisch“ Tagebuch, schreibe intuitiv und wild drauflos, erzähle mir selbst, was mich bewegt, halte Ereignisse, Gedanken und Gefühle fest. Inzwischen setze ich beim Tagebuchschreiben aber auch Journaling-Methoden ein, wenn ich zum Beispiel merke, dass mich etwas ganz besonders beschäftigt. Dann gehe ich gezielt vertiefend in das Thema rein, verdichte und komme so mir selbst und dem Kern des Ganzen schrittweise näher.
Gab es in diesen 30 Jahren spezielle Herausforderungen, in denen dir das Schreiben ganz besonders geholfen hat?
Oh ja! Ob ich einfach meine Gedanken sortieren, Ideen entwickeln oder Probleme lösen möchte, schreiben hilft mir immer. In einer Situation habe ich die heilsame Kraft des Schreibens aber besonders gespürt: Vor einigen Jahren hat mein Körper mir mit einer Art Reboot sehr deutlich signalisiert, dass ich mich selbst verloren hatte. Ich habe mich damals dauerhaft überlastet und oft entgegen Werten gehandelt, die mir wichtig sind. Als mir das bewusst wurde, hat mir das Schreiben geholfen, mich neu auszurichten, achtsamer zu sein und wieder liebevoller mit mir umzugehen.
Wie hat sich dein Schreiben dadurch nachhaltig verändert?
Ich schreibe vor allem bewusster. Und damit meine ich nicht, was ich schreibe. Ich achte mehr darauf, dass ich in stressigen Situationen erst zum Stift und dann zu Schokolade greife, schaffe eine passende Atmosphäre und zelebriere das Schreiben mit schöner Musik und Kerzenlicht. So gibt es mir noch mehr Kraft, mit der ich klarer auf die Dinge blicken kann und zu Erkenntnissen oder Lösungen gelange, die mich in meiner persönlichen Entwicklung weiterbringen. Und wenn die Zeit mal knapp bemessen ist, dann schreibe ich erst recht, beantworte kurz und knapp ein paar Fragen – ohne mich unter Druck zu setzen.
Nutzt du dafür vorgefertigte Journals wie „Das 6-Minuten Tagebuch“? Oder überlegst du dir die Fragen selbst?
Beides. Um „Das 6-Minuten Tagebuch“ bin ich ewig im Buchhandel herumgeschlichen, war unsicher, ob es das richtige Instrument für mich ist. Vor ein paar Monaten hat eine Freundin dann in höchsten Tönen davon geschwärmt. Und zack habe ich mir die Pur-Version gekauft. Die ist etwas entschlackter als das Original und lässt sich für mich ideal begleitend zu meiner sonstigen Tagebuchroutine einsetzen. Manchmal reichen mir die sechs Minuten aber nicht aus. Für den Fall habe ich einen flotten Impuls-Dreier parat: „Was bewegt mich?“, „Was spüre ich?“ und „Was brauche ich?“. Mit wenigen Antwortsätzen bringen diese Fragen mich in kurzer Zeit unglaublich weit. Übrigens hat eine andere liebe Freundin von mir mit diesen Fragen einen ihrer Audio-Gottesdienste eingeleitet. Ich habe sie prompt für meine Journaling-Praxis übernommen.
Wie wichtig ist dir der Austausch mit anderen, wenn es um dein Schreiben oder das Schreiben im Allgemeinen geht?
Austausch und Begegnungen mit anderen sind für mich grundsätzlich immens wichtig. Das schließt Gespräche über das Schreiben natürlich mit ein. Ich schätze es sehr, wenn in meinen Kursen eine vertraute Atmosphäre entsteht, in der die Teilnehmer_innen über ihre Gedanken und Gefühle beim Schreiben sprechen, Texte teilen und wir uns gegenseitig bereichern. Als Autorin ist zudem der Austausch mit anderen Schriftsteller_innen hilfreich, um einen besseren Blick auf den eigenen Text zu bekommen.
Welche Tipps hast du für jemanden, der mit dem Journaling beginnen möchte?
Es klingt vielleicht banal, aber zunächst sollte man sich mit einem hübschen Notizbuch und einem Stift ausstatten, der gut übers Papier gleitet, sich einen festen Ort zum Schreiben suchen und dann einfach loslegen. Beim Journaling gibt es kein richtig oder falsch. Hauptsache, die Themen, über die man schreibt, sind für einen bedeutungsvoll. Um den Einstieg zu erleichtern, kann man natürlich auch auf ein vorgefertigtes Journal zurückgreifen oder sich an Impulsen im Internet orientieren. Zusätzlich lohnt es sich, in den eigenen Texten aber auch in Büchern, Filmen und Gesprächen die Augen und Ohren offen zu halten. Schreibimpulse kann man wirklich überall finden. Gesammelt auf einer Doppelseite im Notizbuch kann man dann darauf zurückkommen, wenn es einen hinzieht. Wie auch immer man vorgeht, mit der Zeit entwickeln sich ganz automatisch Routinen und Vorlieben, feste Fragen und unterschiedliche Herangehensweisen für die eigene Journaling-Praxis.
Was tust du gegen Schreibhemmungen?
Inzwischen gehe ich sehr relaxed damit um, wenn ich beim Schreiben mal pausiere. Das gehört für mich zum Prozess einfach dazu. Das zu akzeptieren ist schon mal die halbe Miete, um wieder ins Schreiben zurückzufinden. Selbstzweifel oder innere Vorwürfe bringen einen dagegen nicht weiter. Hilfreicher ist, sich selbst wohlwollend zu begegnen und zu reflektieren, warum man seine Routine vernachlässigt hat. Beim Journaling wie beim Romanschreiben bergen solche Phasen des Nicht-Schreibens immer die Chance, sich neu auszurichten, den eigenen Text oder das Schreiben an sich neu zu entdecken, andere Methoden auszuprobieren und sich dann schreibend weiterzuentwickeln.
Liebe Daniela, vielen Dank für das Interview!
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