Bei den meisten von uns ist der Dezember gefüllt mit Terminen und To-do’s. So vieles, was man vor Weihnachten noch abschließen möchte. So vieles, was man für die Feiertage noch erledigen will. Der Dezember fühlt sich oft an wie ein richtiger Endspurt. Mir ging es zumindest lange Zeit so. Und als ich Mutter wurde, hat sich dieses Gefühl noch verstärkt. Im Januar war ich dann oft so erschöpft, dass ich erstmal eine Pause brauchte, um wieder richtig bei mir anzukommen.
Seit einigen Jahren ist das deutlich besser geworden. Warum? Weil ich mir im Dezember bewusst Auszeiten nehme. Auszeiten, in denen ich schreibe und reflektiere und das Jahr mit allen Hochs und Tiefs (von beidem gab es in diesem Jahr übrigens einige) Revue passieren lasse. Dafür nutze ich das Journaling – mein absolutes Lieblingstool, wenn es darum geht, mich selbst zu hinterfragen, meine Ziele zu definieren, mir Klarheit zu verschaffen und mich wieder auf das zu fokussieren, was mir wirklich wichtig ist.
Jahresreflexion – ein unnötiges Self-Care-Ding?
Vielleicht hast du die letzten Zeilen gelesen und dir dabei gedacht: „Klingt alles schön und gut. Toll, dass das bei dir funktioniert. Aber bei MIR würde das einfach nicht klappen. ICH habe für so etwas schlicht keine Zeit.“ Und vielleicht denkst du dir insgeheim auch, dass das mit der Jahresreflexion zwar nett klingt, aber wahrscheinlich doch eher so ein Self-Care-Ding ist: ein schöner Luxus, den sich manche gönnen, der aber letztlich ziemlich unnötig ist und wenig bringt.
Was den ersten Punkt betrifft, gebe ich dir recht: Ja, sich Zeit zu nehmen für einen ganz persönlichen Jahresrückblick ist definitiv ein Self-Care-Ding. Und ja: Es ist auch ein echter Luxus. Aber: Es ist keineswegs unnötig und es bringt definitiv ganz viel.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Seitdem ich mir am Ende des Jahres Zeit nehme, um die vergangenen Monate zu reflektieren, gehe ich nicht nur viel gelassener und entspannter durch die heiße Phase des Jahres (aka die Weihnachtszeit). Ich starte auch viel produktiver und fokussierter ins neue Jahr und erreiche meine Ziele besser und schneller, als ich es in all den Jahren zuvor mit meinen an Silvester spontan gefassten Neujahrsvorsätzen je getan habe.
Warum eine Jahresreflexion so wichtig ist
Aber warum ist die Jahresreflexion für mich (und für die meisten anderen, die es mal ausprobiert haben) so hilfreich? Was genau „bringt“ es dir, deine letzten zwölf Monate zu reflektieren? Meiner Erfahrung nach hat ein persönlicher Jahresrückblick vor allem sieben Vorteile:
Du feierst deine Erfolge.
Oft beschäftigen wir uns sehr intensiv mit den Dingen, die nicht so gut geklappt haben und nicht so gelaufen sind, wie wir es uns erhofft haben. Die positiven Dinge hingegen haken wir oft viel schneller ab. Sie beschäftigen uns nicht so sehr. Schließlich hat alles geklappt. Kein Grund also, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Der persönliche Jahresrückblick ist eine tolle Möglichkeit, um genau das eben doch zu tun: um dir deine Erfolge und Leistungen noch einmal ganz bewusst vor Augen zu führen und sie zu zelebrieren. Wenn du das tust, startest du nicht nur mit einer viel positiveren Energie ins neue Jahr, du kannst auch analysieren, was genau du für deine Erfolge getan hast – und das dann künftig häufiger anwenden.
Du lernst aus deinen Fehltritten.
Zugegeben: Im letzten Absatz habe ich noch dafür plädiert, nicht so sehr auf das Negative zu schauen, sondern sich auf das Positive zu konzentrieren. Grundsätzlich kann es aber auch gut sein, auf die Misserfolge und Fehltritte zu schauen – solange du das auf eine produktive Art und Weise machst. Konkret bedeutet das: Du darfst (und solltest) ruhig die Dinge, die schief gelaufen sind, reflektieren. Wichtig dabei ist aber, dass du das tust, ohne dir Vorwürfe zu machen oder mit dir zu hadern. Denn das Vergangene kannst du jetzt nicht mehr ändern. Was du aber ändern kannst, ist deine Zukunft. Schaue deshalb lösungsorientiert auf deine Misserfolge und frage dich: Warum hat etwas nicht geklappt? Was kann ich daraus lernen? Und wie kann ich das künftig anders und besser machen?
Du siehst, wie weit du gekommen bist.
Anhand der Jahresreflexion kannst du dir nicht nur bewusst machen, was du alles erreicht hast und was nicht so gut geklappt hat. Du kannst auch überprüfen, wo du mit Blick auf deine Ziele, Träume und Lebensvisionen gerade stehst. Du kannst überprüfen, was du dir am Anfang des Jahres vorgenommen hast und ob du diese Dinge umgesetzt und deine Ziele erreicht hast. Vor allem aber kannst du schauen, ob die Ziele, die du dir vor 12 Monaten gesetzt hast, überhaupt noch mit dem übereinstimmen, was du heute vom Leben willst. Die Jahresreflexion ist damit der ideale Zeitpunkt, um eine Standortbestimmung vorzunehmen und zu überprüfen, wie weit du auf deinem Weg schon gekommen bist – und ob der eingeschlagene Weg überhaupt noch der richtige für dich ist oder ob du nicht doch lieber die nächste Abzweigung nehmen solltest.
Du lernst dich selbst besser kennen.
Wenn du dein Jahr reflektierst, kannst du in dich hineinspüren und dich ganz tief mit dir selbst verbinden. Es wird dir leichter fallen, dich von äußeren Erwartungen, Meinungen und Vorstellungen zu befreien und dich nur auf dich selbst zu konzentrieren: darauf, was du wirklich willst und welches Leben zu dir und deinen Wünschen und Werten passt. Durch den Rückblick auf dein Jahr kannst du dein Verhalten in bestimmten Situationen besser verstehen und deine Gedanken und Gefühle einfacher reflektieren und einordnen. So stärkst du deine Intuition und lernst, künftig noch besser auf dich zu hören.
Du erkennst, was dich glücklich macht – und was nicht.
Die Jahresreflexion ist auch eine ideale Gelegenheit, um noch einmal zu überprüfen, wie und womit du eigentlich deine Zeit verbringst – und ob dich das glücklich macht. Du kannst reflektieren, was Glück und Zufriedenheit tatsächlich für dich bedeuten und was genau du brauchst, um diese Empfindungen zu spüren. Du hast die Möglichkeit zu analysieren, ob die Dinge, mit denen du dich beschäftigst, wirklich förderlich sind oder ob sie dich eher daran hindern, glücklich zu sein. Und du kannst dir überlegen, wie du künftig noch mehr Glück in dein Leben lassen möchtest.
Du lässt Altes los und öffnest dich für Neues.
Das Jahresende ist der perfekte Zeitpunkt, um mit Altem abzuschließen und Negatives loszulassen. Ein Ritual wie ein persönlicher Jahresrückblick kann dir besonders gut dabei helfen. Denn so kannst du die Dinge noch ein letztes Mal reflektieren, um dich dann von ihnen zu verabschieden und zu befreien. Gleichzeitig eröffnet dir dieses Ritual Raum für Neues. Wenn du das Alte erst einmal losgelassen hast, kannst du dich leichter wieder auf Anderes konzentrieren. Oder wie es so schön heißt: Nur wer loslässt, hat beide Hände frei! Aber natürlich bedeutet das nicht, dass du alles Alte verabschieden musst. Im Gegenteil: Die Jahresreflexion hilft dir auch dabei, leichter eine Entscheidung zu fällen, wenn es darum geht: Was darf weg? Und was darf bleiben und mich im kommenden Jahr weiterhin begleiten?
Du kannst dir klare Ziele setzen.
Wenn du deine Erfolge , deine Misserfolge und deine Glücksmomente reflektiert, deinen Standort bestimmt und dir Klarheit darüber verschafft hast, was du mitnehmen und was du gehen lassen möchtest, dann kannst du dir für das kommende Jahr auch klarere Ziele setzen. Ziele, die du mit viel größerer Wahrscheinlichkeit erreichst, als die immer gleichen Vorsätze, die meist schon nach den ersten Wochen wieder vergessen sind. Denn dann siehst du deine Ziele nicht nur klar vor Augen, du FÜHLST sie auch. Diese Ziele passen genau zu dir, zu deiner aktuellen Situation und zu der Lebensvision, die sich genau jetzt für dich gut und richtig anfühlt. Natürlich kann es trotzdem sein, dass sich deine Ziele und Prioritäten im Laufe des kommenden Jahres wieder wandeln. Veränderung ist schließlich ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Davor sind wir – zum Glück – alle nicht gefeit. Das macht aber nichts: Denn genau dafür kannst du dann ja nächstes Jahr wieder reflektieren, wo du stehst, wie weit du schon gekommen bist – und wohin du künftig gehen möchtest.
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